Neue Praxis für Physiotherapie
Aus dem Vollen geschöpft!
Eine neu gegründete Praxis bezieht frisch umgebaute Räume… Ein Mitglied der Geschäftsleitung mit grosser Affinität für Farben hat volles Vertrauen in meine Herangehensweise und Kreativität. Er hat mich beauftragt, ad hoc ein Farbkonzept zu erstellen, das mehr auf die Physio-Therapie als auf den Praxis-Charakter Bezug nehmen sollte.
Die grösste Herausforderung dieser Aufgabe war der Ort: Im Erdgeschoss eines unprätentiösen Gebäudes, pragmatisch aber unpraktisch angelegt, mit eher eigenartigem Grundriss.
Die zweitgrösste Herausforderung war die Bausubstanz: Die Praxis wurde in aller Eile umgebaut, und es sind entsprechende Materialien verwendet worden: Weiss foliierte Stellwände, nicht unbedingt die idealen Voraussetzungen für ein gutes Raumklima… Am Boden liegt ein blauer Linoleum, Typ „Marmoleum„. Alles in allem ein mit wenig Begeisterung und ebenso wenig Sensibilität ausgeführter Umbau. Dafür wurde ich mit den kompensatorischen Massnahmen betraut:
Es wurde jeder Raum bzw. jedes Zimmer auf Funktion, Licht und Proportionen beurteilt, und daraus ein Farbkonzept erstellt, das dem Nutzungsprofil jeden Raumes entspricht.
Viele–vielleicht sogar die meisten–Behandlungen finden am liegenden Patienten statt. Da es nichts unangenehmeres gibt als eine weisse Decke anzustarren und dabei von gleissenden Downlights geblendet zu werden, wurden die Decken zum zentralen Gestaltung-Element. In den „Liege-Räumen“ wurden die Deckenlampen entfernt. Keine Decke ist weiss geblieben. Ursprünglich hätten die Decken die Raumabfolge definieren sollen. (Es kam anders…)
Eingangsbereich
Ein langer Flur, in den kaum Tageslicht kommt. Der Flur ist Empfang, Wartebereich und Aufenthaltsraum zugleich. Hier sollte eine freundliche, helle Stimmung geschaffen werden, die die Patienten abzuholen und „einzustimmen“ vermag.
Zimmer für Bewegung
Im ersten, grössten Behandlungszimmer wird „gearbeitet“: Übungen, in Bewegung sein… Der Raum soll diskret sein, der Fokus ist auf dem sich bewegenden Menschen gerichtet, und dieser braucht gute Orientierungspunkte und eine stille, zurückhaltende Umgebung.
Zimmer für Massagen
Im zweiten (kleinsten) Raum ist kein Platz zum Turnen, hier wird der sitzende und liegende Patient behandelt: Massagen und Behandlungen am ruhenden Menschen. Ich haben hier ebenfalls einen stillen, zurückhaltenden Raum vorgesehen, mit dunkler abgesetzten Wänden, um Ruhe und Konzentration zu vermitteln.
Leider musste kurzfristig neu gedacht werden: 3 Wände sind neu erstellt worden und nicht streichbar ausgeführt (foliertes Plattenmaterial!), und es musste also mit einem 0500-weissen Raum etwas angefangen werden… Weil die meisten Behandlungen liegend ausgeführt werden, lag es nahe, der Decke den ausschlaggebenden Akzent zu geben. Ultramarinblau ist hypnotisch und zieht den Betrachter in eine Welt, die es sonst nicht gibt.
Zimmer für Nadel-Therapie
Der dritte Raum ist Konzentration pur: Hier wird eine Art Nadel-Behandlung durchgeführt (ähnlich die chinesischen Akupunktur) und der Patient ist ganz, komplett und vollständig im Mittelpunkt. Dieser Raum wurde in tiefes, dunkles Türkis getaucht. Hier ist ein Farbton, der ganz ähnlich wie das Ultramarin seine Wirkung erst mit der Zeit entfaltet: Der Farbcharakter wirkt ersten Augenblick schwarz wie die Nacht, und wird mit der Zeit immer farbiger und intensiver: Das tiefe Grün beginnt zu strahlen… Diese Farbigkeit wird durch die zart-rosarote Decke verstärkt und in eine harmonische Schwingung versetzt…