Arztpraxis, in Farbe

Arztpraxen sind Weiss. Sagt und denkt man so. Das aber muss wirklich nicht sein, und es gibt ja auch viele Beispiele dazu—Arztpraxen, die ganz einfach… nicht weiss sind.
Ein solches Beispiel darf ich hier erwähnen: Um in ihrer Praxis (ein verzweigtes, erst auf den zweiten Blick sich erschliessendes System verschieden genutzter Räume…) mit relativ einfachen Massnahmen mehr Übersicht und Freundlichkeit zu bringen, hat mich ein Ärztepaar mit ausgeprägtem Farbsinn konsultiert.

Zugegeben, diese Einleitung ist etwas langatmig, aber im Grunde stimmt es ja schon: Erstens ist nach wie vor eine grosse Mehrheit davon überzeugt, weiss sei die strahlendste, sauberste, hellste und überhaupt beste Farbe (es gibt sogar Malermeister, die behaupten, weisse Oberflächen rückten in den Hintergrund!), und andererseits—das besagte Ärztepaar hat einen unbeschwerten Umgang mit guten Farben und sicheren Sinn für gute Farbkombinationen.

In deren Praxis gibt es jetzt einen weissen Raum und eine weisse Wand weniger:

Das Labor erstrahlt in Spanischgrün… Eine stolze Farbe, die sich vornehm im Hintergrund hält…

Im Behandlungsraum am anderen Ende der Praxis steht eine Küche. die für die Zubereitung diverser Präparate genutzt wird. Sie steht im Durchgangsbereich, in einer schattigen Ecke. Die Rückwand sollte aus ganz pragmatischen Gründen eine Farbe bekommen: Eisenpräparate. Ab und zu passiert ein kleines Missgeschick und die Wand kriegt ein paar Tropfen ab. Das Zeug oxidiert und das gibt rostrote Flecken…

Was lag also näher, als der Wand einen roten Farbton zu geben? Natürlich waren ästhetische Argumente ausschlaggebend, es sollte passen. (Ganz kurz noch zum Raum: in diesem Behandlungszimmer werden Infusionen „verabreicht“. Die Patienten sind durch Trennwände voneinander abgeschirmt auf Liegesesseln. Wenn niemand da ist, ist die Stimmung eher schummrig. Sobald das Licht angeht, entfaltet sich eine wunderbare gedämpfte Stimmung mit dynamischen Hell-Dunkel-Bereichen!)

Eine kleine Randbemerkung: Die Bilder sind wieder einmal eher durchschnittlich. Ich hatte schlicht keine Zeit, mich mit der Fotografiererei zu beschäftigen. Tut mir leid…