Zeitlos: Lehm!

In letzter Zeit erfreut sich eines der ältesten Baustoffe neuer Beliebtheit: Lehm.

Lehm ist ein natürliches Gemisch aus Sand, Schluff, und Ton. Er wird je nach Verwendungszweck minimal raffiniert: die Bindekraft kann mit Zellulose (oder Kalk / Kasein) gesteigert werden, es können Sande und Pigmente zur Farbveränderung zugegeben werden, oder es kann mit Fasern (z. Bsp. Stroh, Dinkelstreu, Hanf-Fasern etc.) die Riss-Festigkeit und Wärmespeicher-Kapazität gesteigert werden. Auch die Zugabe von Kuh- und Pferdedung hat Tradition und Sinn – durch die Zugabe von Dung wird der Putz isolierend gegen durchschlagende Materialien (Salze, Leim-Rückstände etc.), während die Zugabe von Kalk antibakterielle und fungizide Wirkungen entfaltet.

In letzter Zeit habe ich für verschiedene Kunden Lehm-Oberflächen realisieren dürfen, und kann bestätigen, dass das Material ganz herausragend Wohnraumtauglich ist. Sowohl in der Verarbeitung als auch im Endergebnis ist Lehmputz ein wunderbares, erdiges, natürliches, raumklimaförderndes und pflegeleichtes Produkt.

Ähnlich dem Sumpfkalk kann Lehm grob strukturiert (abgerieben) oder relativ hoch verdichtet und fein glänzend verarbeitet werden. Eine dickschichtige Applikation (~10mm) ist für die Raumklima-fördernden Eigenschaften und die Feuchtigkeits-Belastbarkeit von Vorteil, er kann aber auch wie gewöhnlicher Abrieb dünnschichtig aufgetragen und abgefilzt werden.

Lehmputz verdichtet

Verdichteter Lehmputz in einem Hotel

Wird der Lehmputz verdichtet, ergibt sich – je nach Zusammensetzung – eine wunderbar lebendige, samtig / edel anmutende, glatte, leicht glänzende und offenporige/dampfdiffusions-offene Oberfläche. Die Natürlichkeit / Selbstverständlichkeit des Materials passt sich völlig selbstverständlich an die Architektur, ob es nun ein historischer oder hochmoderner Bau sei. Einzig synthetische Farbtöne und monochrome Oberflächen sind nicht Sache vom Lehmputz.

Lehmputz-Ecke (Pension Laresch, Mathon)

Lehmputz-Ecke (Pension Laresch, Mathon)

Für optische Effekte kann Glimmer (in Form von feinen „Chips“, Sanden, bis zu regelrechten Kieseln) zugegeben werden, diese glitzern beim Entlangschauen oder steigern den statischen Effekt der Oberfläche…

Da Lehm nicht gebrannt wird, und idealerweise frei von jeglichen Kunst-Stoffen und synthetischen Zuschlagsstoffen ist, dürfte dieser Werkstoff zusammen mit Holz die beste Energie-Bilanz aller Baustoffe aufweisen!

Das grösste Problem ist hier zu sehen: Lehm- und andere natürliche, ruhige Oberflächen können nur schwer adäquat abgebildet werden. Die Haptik, die Lebendigkeit, die Natürlichkeit, die Tiefe werden kaum oder gar nicht aufgenommen. Die digitalen Medien (und meine fotografischen Fertigkeiten) sind mit diesen Anforderungen überfordert.

Dennoch, hier ein bescheidener Darstellungsversuch: (Diese Bilder stellen alle dieselbe Wand dar. Der Weissabgleich der Kamera ist für die unterschiedlichen Farben verantwortlich. Beachten Sie bitte das Korn, den Ganz und den Glimmer)

Mit statischen Bildern die Lebendigkeit einer Wand illustrieren zu wollen, ist etwas widersprüchlich. Hier ein Versuch: